Freitag, 4. Januar 2008

Kontrastprogramm

Vorhin brachte der Postbote ein dickes, fettes und recht schweres Paket die Treppenstufen nach oben. Er brachte das Paket nach oben, ohne einfach eine Benachrichtigungskarte in den Briefkasten zu werfen. Guter Mann! Hab mich auch ganz artig bedankt ...

Doch zurück zum Paket. Darin befanden sich keine Spiele, keine Software, rein überhaupt nichts digitales. Sondern ca. zwei Dutzend dicke, fette, schwere Bücher, deren Erwerb mir ein zu Weihnachten überreichter [insert bekannter Online-Händler]-Gutschein nahelegte. Ja, ich hätte natürlich auch tonnenweise Spiele kaufen können. Aber irgendwie ... ich wüsste nicht für welche Spiele ich derzeit Geld ausgeben sollte. Was mir eine Ausgabe wert war, ist bereits gekauft worden. Zudem ich mir für den DS vorgenommen habe, erst dann ein neues Modul zu erwerben, wenn "Advance Wars" und "Phantom Hourglass" zu Ende gespielt sind. Und da ich nicht 24/7 den DS in der Hand habe, kann das dauern.

Als ich dann vor einigen Tagen den Gutschein in den Händen hielt und überlegte, wie ich ihn am besten einsetzen soll, da ist mir doch beim Betrachten der Regale im Wohnzimmer aufgefallen, dass ich schon verdammt lange kein Buch mehr gelesen habe. Selbst ein "Planescape Torment" oder ein altes Infocom-Textadventure regen den Geist nicht so sehr an, wie ein gutes Buch. Spiele, vor allem Computerspiele sind was feines, kein Frage. Aber Abwechslung ist bekanntlich die beste Medizin für ein erfülltes Liebesleben. Und bevor ich anfange, mich nur wenige Sekunden nach Besiegen des Boss-Gegners schnarchend auf die Seite zu legen ...

Ahhh, Bücher! Alleine die Vorstellung, dass ich all das Geld, das ich in den letzten Jahrzehnten für Spiele ausgegeben habe, stattdessen für Bücher ... herrliche Vorstellung.


Theologische Bibliothek, Strahov, Prag © Curious Expeditions

Auch wenn ich meinen Lebensunterhalt jetzt und früher fast ausschliesslich mit rein virtuellen Produkten verdiene und verdient habe, ich die New Economy, den ersten großen Boom (und Knall) des Internets von innen heraus kennenlernen durfte und hier ein Blog betreibe, dessen Texte nur in Form von Einsen und Nullen durch "Tubes" gequetscht werden, so bin ich im Grunde immer noch ein Kind des Analogen Zeitalters. Bücher strahlen etwas aus, was ein eBook-Reader niemals haben kann, auch wenn er noch so fortschrittlich und "haptisch" designt wurde. Der Geruch nach Papier, das Blättern in alten, angegilbten Büchern ist durch nichts zu ersetzen und einzigartig. Romane, lange und gewundene Texte möchte zumindest ich nur in Papierform geniessen und anschliessend den Raum mit diesen Büchern schmücken. Kein eingerahmtes, ausgedrucktes Titelbild eines eBooks kann ein Bücherregal ersetzen. Eine ausgedruckte Liste aller rein digital erworbenen Spiele hat nur den Charme eines Einkaufszettels, den man allerhöchstens per Magnet an den Kühlschrank pappt.

Und schwupps, plötzlich bin ich bei einem anderen Lieblingsthema: Dem Verschwinden schöner, aufwendig gestalteter Spieleverpackungen! Aber jetzt ist genug, bevor ich mich noch endgültig als kulturpessimistischer und verknöcherter alter Sack oute :)