Sonntag, 20. Januar 2008

It builds character - Puzzle Quest

Gestern ist "Puzzle Quest" gekommen. Ich bin natürlich nicht meinen Traumbefehl gefolgt, ich habe nicht die WoW-Trial angerührt, ich habe mich auch nicht in Mythos eingeloggt. Ich habe Puzzle Quest gespielt.

Feines Spiel ...

Gut gemacht ...

Sehr gut gemacht ...

Nahezu jedes Lob, welches man über dieses Spiel ausgeschüttet hat, ist gerechtfertigt ...

Dennoch war ich vorhin kurz davor den DS an die Wand zu pfeffern! Weil ich wieder festgestellt habe, dass ich Spiele hasse, die mit dem Element des Zufalls einem die schönste Stategie kaputt, ja, KAPUTT machen können.

Ist sich nämlich so:
Puzzle Quest ist ein fast bis zur Unkenntlichkeit aufgebohrter, mit Strategie-, Rollenspiel-Elementen und Story-Mode versehener Jewels-Klon. Richtig fein. Man wuselt mit seinem Helden über eine Fantasy-Karte, erfüllt Quests und kämpft gegen Monster, wo man auf das ursprüngliche Gameplay dieser Extrem-Jewel-Mutation stößt. Verschiedenartige Steine müssen in Linien von 3 oder mehr aufgereiht und vom Spielfeld abgeräumt werden. Es gibt Boni und Mali, die an das "Puzzle Quest" zugrundeliegende Szenario angepasst sind. Mana-Steine erhöhen den Manavorrat für vielfältige Zaubersprüche und Schädelsteine kratzen an den HP des Gegners. Ich wiederhole: Eine feine Sache das. Das "Puzzle Quest" da. Gibt's auch für den PC.

Das Fatale an "Puzzle Quest" ist jedoch der Umstand, dass die Entwickler das Gameplay so sehr erweitert haben, dass man tatsächlich strategisch und vorausplanend spielen muss, um in den Kämpfen zu siegen. Fatal deswegen, weil der Zufallsfaktor der Vorlage (Steine rücken willkürlich auf dem Spielfeld nach) trotz allen Erweiterungen immer noch zentrales Gameplay-Element ist.

Sprich, da kämpfe ich immer wieder gegen ein und diesselbe Vampirfledermaus. Übles Ding. Viele Hitpoints. Fiese Blutsauger-Zauber. Schnell. Setzt man hier nicht sorgfältig und ständig seine Zauber ein, ist dieser Gegner nicht zu besiegen. Soweit, sogut. Da ist es mir nach etlichen Stunden und etlichen Levelaufstiegen (die Fledermaus steigt dummerweise teilweise mit auf) endlich gelungen, in einer von unzähligen Partien gegen dieses Vieh selbiges bis auf wenige Hitpoints herunterzuspielen. Mein Held ist zwar ebenfalls kräftig angeschlagen, steht aber noch recht wacker auf dem Schlachtfeld. Dann schlägt kurz vor Schluss (der Gegner hat nur noch 12 HP, ich habe 65 HP) Faktor Zufall zu. Die Steine fallen für den Gegner so geschickt, dass ich nach dem Ende dieser Glücksträhne, auf einen Rutsch, ohne dass ich eingreifen kann, auf 9 Punkte runter bin und der Gegner dafür wieder über 30 HP hat. Eine Runde später ist auch dieser Versuch gescheitert.

Extrem pissed habe ich also eine einfache Patrouillen-Quest gemacht. Zum Chillen und Puls runterfahren. Nun ... was soll ich sagen ... der Zufallsfaktor war in dieser Partie noch unausgewogener, dass mein Über-Paladin überhaupt keinen Stich gegen ein lächerliches Popel-08/15-Skelett machen konnte.

Ich habe vorhin getobt. Heftig, ausdauernd, laut!

Ein so herrliches, wirklich herrliches und wunderwunderschönes Spiel! Ehrlich! Im Prinzip kann ich es von ganzem Herzen empfehlen. Man benötigt aber Charakterstärke von herkulischen Ausmaßen, wenn die AI entweder von Väterchen Zufall extrem bevorzugt wird oder sie schlicht und einfach bescheisst! Eurogamer.net sagt zum Beispiel zu Puzzle Quest: "That sort of gamble is simply inhuman, and erodes the trust between game and player."

Man gibt dem Spiel dennoch 8 von 10 Punkten. Zu Recht! Aber nur, wenn man damit leben kann, dass einem das Spiel ab und an ohne Chance auf Gegenwehr unvermittelt das Fell über die Ohren zieht.

Ich denke, ich räume die Cartridge jetzt ganz weit weg. Und hole sie erst dann wieder raus, wenn ich min. fünf Stunden Yoga und entspannende Atemübungen hinter mir habe :)