Mittwoch, 6. Februar 2008

Warum Originale (oft) besser sind

Neinnein, keine Sorge, das wird jetzt kein flammender Appell wider die unmoralische Raubmordkinderfickerneonazi-Kopie. Mit Original meine ich nicht eine offiziell lizensierte Kopie eines Spieles auf Silberling, sondern das "sprachliche" Original eines Spieles, bevor man es mit billig heruntergeschluderten Lokalisationen auf den Teil der Menschheit loslässt, welcher nicht mindestens eine Fremdsprache beherrscht.

Grund meiner Klage ist aktuell "Star Wolves". Nachdem ich nämlich, wie vorausgesagt, von "Age of Empires" wieder Keyboardabdrücke auf der Stirn bekomme, weil meine Halsmuskeln ermattet und ermüdet den Dienst verweigern und mir das notwendige Powerleveln in FF5 gerade etwas zum Hals heraushängt ... ist zur Abwechlsung etwas ganz anderes angesagt. "Star Wolves", welches mir die Gamestar in Form der üblichen Auflagenstärkung auf die DVD presste, scheint genau das zu sein, was mein Geschmack gerade braucht. Doch Ach und Weh! Kaum beginnt das Intro, rollen sich mir die Fußnägel auf, weil man mal wieder für die deutschen Sprachaufnahmen nur in die Kaffeekasse gegriffen hat, anstatt sich zumindest ansatzweise Mühe zu geben. So richtig schlimm wird es aber im Tutorial, dessen begleitende Stimme mich eher an einen über alle Maßen gelangweilten Schalterbeamten erinnert, anstatt an einen hartgesottenen Piraten und Kämpfer.

Schrecklich! S C H R E C K L I C H!!!!

Ja, ich sehe gewisse wirtschaftliche Notwendigkeiten ein. Man kann nicht bekannte (und teure) Synchronsprecher einkaufen, wenn man von einer deutschen Loka nur geringe Stückzahlen absetzen kann. Keine Frage! Doch selbst im Falle des Falles ist nicht garantiert, dass man qualitativ gute Aufnahmen bekommt. Wir erinnern uns an "Deus Ex - Invisible War"? Als Eidos Warren Spector extra nach Deutschland schickte, damit dieser wild die einige Monate später erscheinende deutsche Version anpreisen sollte? Wie man all die illustren Synchron-Sprecher hervorhob, die man für die Sprachaufnahmen engagiert hatte? Und wie man dann als Käufer der deutschen Version wieder nur die üblichen, nicht unbedingt schlechten, aber lieblos heruntergenudelten Dialoge bekam? Was dazu geführt hat, dass ich alleine schon bei der Ankündigung, man habe die Synchronsprecher von zB. Sylvester Stallone oder Bruce Willis engagiert, reflexartig schaue, wie und wo ich die US-Version herbekomme?

Was läuft da schief? Woran liegt das? Doch am Geld? Oder daran, dass hier nicht die richtigen Leute mit der Produktion beauftragt werden? Oder dass man nicht die Sprecher passend zu den Rollen engagiert? Oder vielleicht ... dass all die tollen Synchronsprecher denken, sie müssen sich nicht anstrengen, weil sie ja tolle Synchronsprecher von noch tolleren US-Schauspielern sind? Oder haben Sprachaufnahmen für Computerspiele so einen geringen Stellenwert, dass man sich einfach nicht anstrengen will?

Ich bin fast geneigt, die beiden letzten Vermutungen als Hauptgrund zu nennen. Arroganz seitens der Sprecher und ein geringer Stellenwert von Lokalisationen für Computerspiele. Ich hatte beruflich hier und da selber mit Sprachaufnahmen zu tun. Nicht für Computerspiele, sondern für CallCenter-Bandansagen. Jaja, ich weiß, klingt nicht so wirklich aufregend, war aber dennoch höchst interessant. Da suchte man eine angenehme Frauenstimme. Eine Alt-Stimmlage. Dezent rauchige Schlafzimmerstimme. In allen Männerohren erklang sofort Agent Scully. Bzw. ihre deutsche Synchronsprecherin. Nun, ich möchte der Dame nicht unbedingt unprofessionelles Verhalten vorwerfen (vor allem nicht nach all der Zeit), aber das Ergebnis war überteuert und alles andere als aufregend. Wir griffen dann auf eine Mitarbeiterin zurück, die nebenher als Sprecherin arbeitete. Und etwas mitbrachte, dass man für gute Sprachaufnahmen unbedingt benötigt. Begeisterung, Motivation und Talent!

Mit ein Grund, warum Anime-Fans nach Möglichkeit zur japanischen Tonspur greifen, liegt an der unglaublichen Qualität, mit der dort Sprachaufnahmen gemacht werden. Und zwar nicht so sehr in Punkto Technik, sondern in Punkto Sprecher. Da wird nicht lieblos vom Blatt runtergelesen, sondern mit der Stimme geschauspielert. Dies ist auch der Grund, warum man zB. The Simpsons oder Futurama im englischen Original sehen/hören sollte. Nicht nur, weil manche Gags nicht übersetzbar sind. Nein, vor allem weil die Sprecher die Figuren mit Leben erfüllen, anstatt einfach nur ihren Job zu tun.

Die deutsche Synchronisation hatte angeblich früher einen sehr guten Ruf. Früher, als TV Schwarz-Weiß und John Wayne noch im Kino zu sehen war. Heute jedoch? Bäääääääh! Was alleine im Spielebereich in den letzten Jahren an akustischer Umweltverschmutzung betrieben wurde, geht nicht auf die berühmt-berüchtigte Kuhhaut. "Baldurs Gate", "Starlancer", "C&C 3" (aka C&C 2 - Tiberian Storm) oder "Oblivion", um nur die bekanntesten Beispiele mißratener Lokalisierungen zu nennen. Und wer sich traut, sollte sich bitte "Knightshift" geben, bei dessen Sprachaufnahmen man sich allem Anschein nach einfach mit einem 08/15-Mikro in die Mannheimer Innenstadt gestellt hat. HILFEEEEEEEE! Der Sonderpreis geht sowieso an "Knightshift", weil dies sogar eine deutsche Produktion ist ... *heul, schluchz*

Darum, greift lieber zum Original! Greift zu US-Versionen, gewöhnt Euch an Untertitel! Bitte!