Montag, 25. Februar 2008

Warum ich noch die Gamestar lese

Als Blogger, sollte man annehmen, sind die etablierten Magazine (ob Print oder Online) mein Erbfeind. Vor allem die Print-Vertreter! Was natürlich Blödsinn ist! Ich mag "professionellen" Journalismus. Ich mag nur keinen Dummschwatz!

Nein, die Gamestar ist alles andere als der Avatar des unbestechlichen, souveränen und kompetenten Spiele-Journalismus. Die Gamestar ist auch nichts weiter als das übliche Stiftung Warentest-Äquivalent im Spielebereich. Will ich Journalismus lesen, gebe ich mir die GEE oder The Escapist. Will ich ungefilterte Meinungen lesen, suche ich Blogs auf. Wie zB. Kotaku oder Antigames. Was will ich also von der Gamestar?

Nein, die Testberichte sind es nicht. Will ich gute Testberichte im Sinne von unterhaltsam, lesbar und spitzig, lesen, gehe ich zu Eurogamer (.net, die englische Ausgabe, NICHT .de, die deutsche Version). Was Testberichte angeht, so verströmen vor allem deutschsprachige, kommerzielle Reviews immer noch zu sehr den Charme eines drögen TÜV-Meßbogens. Vor allem diese unsäglichen Prozentwertungen gehen mir auf den Sack. Test-Urgesteine wie zB. ein Mick Schnelle, dessen Sachverstand und Spiele-Kompetenz ich in keinster Weise anzweifeln möchte, sind zwar felsenfest davon überzeugt, dass man Spielspass-Vergleiche in nüchternen Zahlen ausdrücken kann ... aber wie wir alle wissen, ist nicht einmal der Papst unfehlbar.

Ok, was ist es dann? Warum kauft Du immer noch die Gamestar?

Der Grund hierfür liegt nicht unbedingt im den gedruckten Buchstaben, sondern in den kleinen Vertiefungen der beigelegten DVD. Und hier auch nur ein kleiner Teil von. Da gibt es nämlich seit einer ganzen Weile eine feste Rubrik. Den sog. Test-Check! In diesem Test-Check werden in relativer Kürze Titel vorgestellt, die im Heft nur wenig Platz bekommen und auch keinen eigenen Videobeitrag erhalten. Und im Gegensatz zu den Tests der üblichen Hype-Titel, so herrlich angenehm unaufgeregt. Ohne dieses allgegenwärtige Marktgeschreie. Ohne diese zT. unsäglichen Gleichsetzungen von Nicht-Mördergraphik mit "abgrundtief häßlichem, grau-braunen Pixelbrei", wie es zB. die PC Games bis zum Exzess betrieben hat, die Gamestar-Redakteure aber auch nicht frei von sind. Ich kann nur wiederholen: Die Test-Check-Rubrik ist so überaus entspannend und hypefrei! Auch, weil hier gerne auf Spiele verwiesen wird, die ansonsten im Mainstream-Gebruzzel der üblichen Verdächtigen untergehen.

Und es gibt seit kurzem noch einen zweiten Grund, warum ich für ein Print-Magazin immer noch Geld ausgebe. Der Zehn-Jahresrückblick! Spiele, die vor zehn Jahren in der entsprechenden Monatsausgabe getestet wurden, werden hier launig und extremst subjektiv kommentiert. Da outen sich manche Redakteure ganz offen als Star Wars-Hasser. Oder als Liebhaber kleiner, verhuzzelter Rundenstrategie-Spiele. Oder Männer, die im Gegensatz zu mir eben keine weiblichen Charaktere in Computerspielen spielen wollen. Es ist hier nicht so sehr der Retro-Faktor, der diese Rubrik so attraktiv macht. Es ist der ungefilterte Blick auf den Menschen hinter dem offiziellen Redakteur. Die ungefilterte, vollkommen subjektive Meinung. Der Blick auf das, was hinter der Stirn tatsächlich vorgeht. Frei von sämtlichen kommerziellen Restriktionen und Beschränkungen, die ansonsten den Arbeitsalltag der kommerziellen Magazine bestimmen.

"Professioneller" Journalismus in der Spielebranche ist für mich nicht das Abtippen exklusiver Vorab-Infos. "Professioneller" Journalismus ist für mich (nicht nur) in der Spielebranche in erster Linie Authentizität und Aufrichtigkeit. Es muss mir nicht alles gefallen, ich muss nicht immer einer Meinung sein. Ich muss nur den Eindruck haben, dass hier eigene Meinungen vertreten werden.