Sonntag, 8. November 2009

Nicht schlecht, Herr Specht

Das Design der "Destiny" finde ich immer noch öde, langweilig und abgedroschen ...

Die Serie als solche jedoch, Stargate Universe, hält aber bislang die Versprechen, die seitens der Produzenten im Vorfeld gemacht wurden. Das ist nicht die übliche, leicht bekömmliche Unterhaltung für die ganze Familie, mit Happy-Ends und schlauen Eierköpfen und toughen Soldaten und dem Alien-Sidekick.



Stargate Universe besticht in erster Linie durch seine realistischen Charaktere und die durchgehenden, nicht abgeschlossenen Erzählstrukturen. Da ziehen keine Supermänner und -frauen ins Universum hinaus, um wöchentlich "some alien ass to kicken". Da sitzen verzweifelte Menschen mit ihren Macken und Problemen und Sorgen und Eigenarten zusammengepfercht in einem ausserirdischen, bruchfälligen Schiff, Abermillionen Lichtjahre entfernt von jeder Hilfe, nur mit minimalen Vorräten ausgestattet, ohne Deus Ex Machina seitens genialer Wissenschaftler oder dem gewagten Kommandoeinsatz heldenhafter Truppen ... einfach in der Scheisse!

Oh, natürlich, da gibt es logischerweise Wissenschaftler. Doch sind das keine Isaac Newtons oder Albert Einsteins, sondern "nur" ganz normale Wissenschaftler. Die nicht pünktlich zum Ende der Episode eine Lösung für das aktuell drängende Problem aus dem Ärmel schütteln, weil die Erzählstruktur nunmal ein Happy--End erfordert. Der Schlaueste unter ihnen, der könnte das zwar vielleicht, aber aus seinen ganz persönlichen Gründen scheint er es nicht zu wollen. Kein Held im Laborkittel. Kein sympathischer Querkopf. Ein psychotischer Soziopath. Ein Unsympath. Ein Arschloch, das von seinen eigenen Leichen im Keller getrieben wird.

Oh, und wir haben natürlich auch haufenweise GIs. So mit Kampfuniform. Und M16s. Und Befehlsketten und so. Doch im Vergleich zu früher, vor allem zu Stargate SG-1, scheint man auf die Befindlichkeiten der US-Army keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen, denn die Army, die Soldaten, das sind weder strahlende Helden, noch unermüdlich sich für die gute Sache aufopfernde kleine Privates. Das sind ganz normale Menschen, die den Problemen, denen sie nun gegenüber stehen, in keinster Weise gewachsen sind. Und die Soldaten zu Hause auf der Erde, das Militär, welches zuvor noch heldenhaft die Erde gegen die Invasionsversuche bächtig möser Ausserirdischer verteidigt hat, das kommt bereits in den ersten paar Folgen von SG Universe überhaupt nicht gut weg. Selbst ein General Jack O'Neill wirkt hier nicht als gnädiger Übervater, der alles mit einem Fingerschnippen löst und tröstend über den Kopf streichelt, sondern bisweilen wie ein hilflos am Schreibtisch versauernder alter Mann, der gar nicht mitbekommt, dass hier ganz andere Leute und Interessengruppen an den Strippen ziehen.

Es gibt keine Helden in dieser Serie. Es gibt kein echtes Happy-End am Ende einer Folge und wenn man ehrlich ist, so könnte es gut passieren, dass diese Serie auch gar nicht mit einem Happy-End enden soll.

Das Battlestar Galactica-Remake hat es vorgemacht und die Science Fiction im TV-Format aus den Fängen traditioneller Klischeevorstellungen geholt. BSG war schmutzig und düster und depressiv. Das Ende war für die Charaktere eher eine Erlösung nach Jahren voller Qual, anstatt alle hübsch im Kreise zu versammeln und ein paar weise Sprüche zu klopfen. Und sollte Stargate Universe den Pfad weiter verfolgen, den man mit den ersten Episoden einschlagen hat, würde mich das als alten Sack freuen.

Auch wenn ich gerne immer wieder diverse StarTrek-Boxen aus dem Regal hole ... es erquickt mich ungemein, dass man Science Fiction im Fernsehen mittlerweile anschauen kann, ohne dass sich die Freundin/Frau/Lebensabschnittspartner angeödet zurückzieht. Denn in diesen Serien geht es nicht um Aliens oder Technobabbel oder abstruse Plots, die man nur als langjähriger PerryRhodan-Fan verstehen kann. Da ist "Science Fiction" nur ein Setting, vor dem gute Geschichten erzählt werden. Das Genre ist erwachsen geworden.

Ich bin daher auch wie ein Flitzebogen auf den Anfang des Jahres gespannt, wenn endlich der Serienstart von Caprica erfolgt.

Und wer weiß, vielleicht gibt es ja eines Tages richtige Spiele für Erwachsene und nicht nur Lebensabschnittspiele für adoleszierende Jugendliche?