Montag, 30. November 2009

Die eine Tür schliesst sich, eine andere geht dafür auf

So, ab heute ist es amtlich.

Klein-Harzzach ist nach einigen Jahren Frischluftschnuppern kein freischaffender Selbstständiger mehr (beschönigender Begriff für hungerleidender Hinundwieder-ALGII-Bezieher), sondern reiht sich wieder in das endlose Heer der geknechteten Angestellten ein. Das Geld ist (noch) nicht üppig, kommt aber dafür regelmäßig. Ein Chef ist zwar vorhanden, doch es deutet sich jetzt schon an, dass ich mir in den kommenden Monaten und Jahren meinen Job dennoch recht frei definieren und selbst gestalten kann. Weil mein neuer Chef schlichtweg keine Zeit und keinen Bock hat, sich um all diesen Kleinkram zu kümmern.

Mit Spielen hat der Job nun GAR NICHTS zu tun, sondern bewegt sich im Dunstkreis der traditionellen Bauwirtschaft. Nicht, dass dort das Paradies auf Erden herrscht, aber nach all den Jahren inmitten überkandidelter Schneespurenschnupfer aus der New Economy und paranoid-depressiver Spiele-Fritzen ist es zumindest eine angenehme Abwechslung mit Leuten zu tun zu haben, die etwas, nun, sagen wir, ein wenig bodenständiger sind. Mittelstand und Handwerker dominieren, irre Schlipsträger und durchgeknallte Powerpoint-Schubser sind rar. Hat was. Schlitzohren und Überdentischzieher gibt zwar zu Haufe (sind ja alles ehrenwerte Geschäftsleute), aber es herrscht eine ganz andere Atmosphäre.

Bis ich in den neuen Job etwas Routine und Struktur gebracht habe, kann es daher gut sein, dass ich vielleicht nur ein- oder zweimal pro Woche die Muße finde etwas Sinnvolles zu posten. Vielleicht mehr. Je nachdem, wie groß das Chaos eigentlich ist, welches ich dort aufräumen darf. Hoffentlich nicht weniger. Auf jeden Fall wird mir die Routine, seit knapp drei Jahren (fast) jeden Tag einen mehr oder minder lesbaren Text zu veröffentlichen, ein wertvolles "Asset" im neuen Job sein. Jetzt muss ich nur noch an meinem Vokabular arbeiten, damit ich mit Cheffe auch Deutsch rede, OHNE ständig in dieses gräßliche IT-Mänätschment-Denglisch zu verfallen, welches man sich notgedrungen im Laufe der Zeit angeeignet hat.

Und wenn ich in ein paar Jahren genug Geld angesammelt habe ... schau mer mal. Wenn sich meine Projektionen zumindest teilweise bewahrheiten, wird die Spieleindustrie in einigen Jahren zu einem nicht geringen Teil aus kleinen und kleinsten Indie-Entwicklern bestehen, die dank Internet ihre eigenes Ding drehen können, weil man die Vertriebsmacht der Majors nicht mehr benötigt. Prozedural erstellte Inhalte werden vielleicht so einiges an Manpower einsparen können. Kollaborative Projektansätze, Content-Sharing, Shared Worlds und bessere Projektmanagement-Methoden werden es vielleicht ermöglichen, dass aufwendige Spiele nicht nur von fetten Majors, sondern auch von kleineren Teams gestemmt werden können. Es bleibt spannend! :)