Samstag, 5. Dezember 2009

Planungsicherheit und Wirtschaftswachstum

Landauf, landab dringen aus den Mündern von Wirtschaftsweisen, Journalisten aka Hofberichtserstattern und dem Volke (natürlich) wohlgesonnenen Politikern diverse nichtssagende Plattheiten, dumm-dreistes Lobby-Geschwätz und hin und wieder sogar ein paar weise Worte zum Thema "Wirtschaft", "Wachstum" und "Finanzen". Die sogenannte Finanzkrise hält uns in Atem. Manche, weil sie vor lauter um Staatshilfen betteln, um die eigenen Profite zu erhöhen, kaum zur Ruhe kommen. Andere, weil ihnen angesichts der Dreistigkeit, mit der sich gutsituierte "Geschäftsleute" über Steuergelder gesundstoßen, die Spucke wegbleibt. Und Dritten, weil sie erst jetzt am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet in Zeiten der Agenda 2010 arbeitslos gemeldet zu sein, von einem Tag zum anderen nicht mehr braver Bürger, sondern lästiger Parasit zu sein.

Ich persönlich habe ja keine Ahnung von Wirtschaft. Aber ich kann sehen, wie sich im Laufe der letzten Wochen meinen Denken und Handeln verändert hat, seitdem wieder so etwas wie Planungsicherheit Einzug in mein Dasein gefunden hat. Nicht, dass ich die letzten drei Jahre am Hungertuch nagen musste oder verschämt mit löchrigen Hosen durch die Strassen lief, weil ich nichts besseres mehr hatte. Ich konnte mich so einigermaßen über Wasser halten. Aber mehr auch nicht. Da gab es kein "Also, zu Ostern habe ich vor zwei Wochen in den Urlaub zu fahren. Und im Herbst werde ich mir eine neue Espressomaschine zulegen!". Da gab es nur ein "Brauche ich das jetzt? Geht es nicht auch noch so? Habe ich überhaupt genügend Kohle, um alle Fixkosten für den Monat zudecken?". Da wurde nichts geplant. Da wurde allenfalls "übriges" Geld zurückgelegt, um im Notfall nicht Eltern oder Freunde anhauen zu müssen, weil zB. die Waschmaschine den Geist aufgegeben hat.

Jetzt aber, jetzt lüftet sich ein grauer Schleier und Nebel von meinem Geist. Jetzt WEISS ich, dass im nächsten und übernächsten und überübernächsten und den folgenden Monaten danach x Euro aufs Konto eintrudeln. Ich kann wieder planen. Zwar keine großartigen Sprünge, so bleibt die 20-Zimmer-Finca im sonnigen Alentejo Portugals auch weiterhin nur ein feuchter Traum, aber ich kann wieder ...

... haufenweise Kohle für blöde Computerspiele ausgeben, weil ich weiß, dass ich einen bestimmten Betrag "über" habe und ihn sinnlos zum Fenster rausblasen kann. Ich kann planen, ich kann meine nähere Zukunft wieder abschätzen und gestalten, anstatt nur abzuwarten und zu reagieren. Ich kann wieder Geld ausgeben und meinen Teil zum Erhalt unseres Überfluss-Wirtschaftssystemes beitragen. Ich habe, wie gesagt, keine Ahnung von Wirtschaft, aber wenn man Menschen stabile politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen bietet, dann brummt der Laden, weil die Menschen sich zumindest einigermaßen sicher sein können, dass ihre Pläne höchstwahrscheinlich aufgehen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe eben 90 Öhre für die personalisierte Special Edition des im Frühjahr erscheinenden Drakensang-Prequels ausgegeben. Weil ich mir das zu Weihnachten schenken will.



Ich hab's ja jetzt wieder ;) Geld fliesst. Die Wirtschaft brummt. Alles könnte so einfach sein ...

Aber ich habe ja keine Ahnung von Wirtschaft. Nur ein wenig davon, wie sich Menschen verhalten.

PS: Und sollten sich die seelenlosen Schergen der Großindustrie vergnügt die Hände reiben, weil sie denken, dass sich Klein-Harzzach wieder willenlos dem Konsumrausch hingibt, so werden sie noch ihr blaues Wunder erleben. Euren Dreck könnt ihr (bis auf ganz wenige, spärliche Ausnahmen) gerne behalten. Mein Geld gehört den kleinen Indies und Nischenanbietern.